Analyse & Kritik

Journal of Philosophy and Social Theory

Aktuelle Themen der Soziologie II


2014 (36) Issue 1
Guest-Editor: Ulrich Rosar

Editorial

Es ist erst drei Jahre her, da haben Christian Ganser und der tragischerweise viel zu früh verstorbene Norman Braun im 40. Jahrgang der SOZIOLOGIE, dem Mitteilungsblatt der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Ergebnisse einer empirischen Studie zum Wissenskanon des Faches Soziologie veröffentlicht: Fundamentale Erkenntnisse der Soziologie? Eine schriftliche Befragung von Professorinnen und Professoren der deutschen Soziologie und ihre Resultate, 2011, 151—174. Im Zentrum der Erhebung stand die Bitte, bis zu fünf wichtige Erkenntnisse der bisherigen soziologischen Forschung zu benennen, um ermitteln zu können, ob es aus Sicht der in der Soziologie Forschenden und Lehrenden einen einheitlichen Wissenskorpus ihrer Disziplin gibt. 91 der 393 kontaktierten Personen sind der Bitte gefolgt und haben Antworten im Umfang von fünf Zeilen bis zu vier Seiten eingereicht. Die Auswertung dieser Antworten hat Norman Braun und Christian Ganser zu der ernüchternden Erkenntnis geführt, dass das Fach weit von einem einheitlichen Wissensbestand und damit auch konvergenten Selbstverständnis entfernt ist. Neben der großen Pluralität der thematisierten Erkenntnisse fiel dabei besonders prominent auf, dass einerseits vielfach die Namen von klassischen Denkern der Soziologie genannt wurden und andererseits methodisch-empirische Entwicklungen bzw. die Lösung methodischer Herausforderungen besonders häufig angesprochen wurden. Während die Fokussierung von Autorennamen als erkenntnisstiftend darauf verweisen dürfte, dass sich die Wissensbestände des Fachs (noch) nicht von den Schulen und paradigmatischen Entwürfen, die sie jeweils hervorgebracht haben, emanzipiert haben, kann die hervorgehobene Nennung von methodischen Fortschritten als Indiz dafür gewertet werden, dass eine der Hauptaufgaben der bisherigen soziologischen Forschung in der Entwicklung des Instrumentariums bestand, mit dessen Hilfe erst entschieden werden kann, welche Beschreibungen (teil)gesellschaftlicher Realitäten und Prozesse überhaupt Gültigkeit beanspruchen dürfen.

Ist die Soziologie also auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts immer noch nicht den Kinderschuhen entwachsen? Ist sie immer noch mit Selbstfindung und Identitätssuche befasst? Braun und Ganser haben in der kritischen Diskussion ihrer Befunde darauf verwiesen, dass die Soziologie als reflexive Disziplin sich stets auch mit ihren eigenen Limitierungen auseinandersetzt und daher möglicherweise einen besonderen Skeptizismus gegenüber einer Kanonisierung und Immunisierung ihrer Wissensbestände hat. Auch haben sie zu Recht die sehr weit entwickelte Ausdifferenzierung des Fachs in Subdisziplinen betont. Beides mag mit dafür verantwortlich sein, dass sich in der Soziologie – anders als in einigen ihrer Nachbardisziplinen – bis heute kein Konsens über die fundamentalen Erkenntnisse des Fachs eingestellt hat.

Die Autoren haben bei der Interpretation ihrer Studie jedoch nicht hinreichend die Besonderheit des Gegenstandes der Soziologie berücksichtigt, eine Besonderheit, die kontinuierlich der Etablierung eines homogenen Wissenskanons des Faches entgegensteht: die Komplexität und Fluidität sozialer Strukturen und Prozesse. Gesellschaften sind ein vielschichtiges ‚moving target’, dessen Beschreibung und Erklärung immer bis zu einem gewissen Grad fragmentarisch und flüchtig bleiben muss – erst recht dann, wenn die dazu verfügbaren Messinstrumente ihrerseits nur rudimentär und unzureichend entwickelt sind.

Die von Braun und Ganser konstatierte mangelnde Kanonisierung soziologischer Wissensbestände reflektiert dann aber in erster Linie die Komplexität, Variabilität und Pluralität des Untersuchungsgegenstandes. Die Betonung klassischer Denker wäre aus einem wohlwollenden Blickwinkel betrachtet immerhin Ausdruck dafür, dass es gleichwohl Referenzpunkte gibt, von denen aus sich theoretische Zugänge zu spezifischen Anforderungen der Gesellschaftsbeschreibung und -diagnose entwickelt haben. Und die Akzentuierung methodischer Fortschritte verdeutlicht, dass Daten und Messinstrumente der Gesellschaftsbeobachtung inzwischen erhebliche Verbesserungen erfahren haben. Die mangelnde Übereinstimmung in der Frage, was den Kern des soziologischen Wissensbestandes ausmacht, wäre so gesehen weniger eine Schwäche des Fachs als viel mehr Ausdruck der Tatsache, dass soziologische Forschungsprogramme sich angesichts der Heterogenität und Volatilität ihres Gegenstandes zu Recht eines allumfassenden Erklärungsanspruchs entsagen und sich auf die Gewinnung bereichsspezifischer Erkenntnisse und die Entwicklung von Theorien mittlerer Reichweite konzentrieren. In der Zusammenschau dieser unterschiedlichen Erkenntnisse und Theorieansätze kann sich dann möglicherweise kein einheitliches Bild der Soziologie als Wissenschaft, aber sehr wohl ein differenziertes und facettenreiches Mosaik der gesellschaftlichen Wirklichkeit mit ihrer Vielgestaltigkeit und Dynamik ergeben.

Das vorliegende und das vorhergehende Heft von Analyse & Kritik möchten einen – zugegebenermaßen schlaglichtartigen – Eindruck von diesem Reichtum und Potential der heutigen Soziologie geben. Zum einen werden dabei große Verbundforschungen vorgestellt, die sich mit zentralen Fragen sozialen Wandels und gesellschaftlicher Modernisierung beschäftigen und zugleich Daten für die Scientific Community produzieren, mit denen die Untersuchung einer Vielfalt von Anschlussfragestellungen ermöglicht wird. Zum anderen sind Beiträge versammelt, die sich in ausgewählter Weise mit sehr unterschiedlichen Gegenständen, Fragestellungen und Herausforderungen soziologischer Gesellschaftsanalysen befassen und illustrativ einen Überblick über die weite Spanne aktueller Forschungsfelder geben. Und wenn eine immer wieder erneute Beschäftigung mit den soziologischen Klassikern einer der Indikatoren für die Unreife der Soziologie als wissenschaftlicher Disziplin darstellt – wie es Braun und Glaser nahelegen –, dann sind die hier publizierten Beiträge zumindest von diesem Manko frei.

Die Sammlung wird im ersten Heft Analyse & Kritik 35 2/2013 eröffnet mit einem Beitrag von Marco Giesselmann und Jan Goebel. Sie geben einen Einblick in die aktuelle soziologische Armutsforschung und nutzen dabei Daten des SOEP, das seit den 1990er Jahren als Instrument der empirischen Dauerbeobachtung sozialer Ungleichheit in Deutschland etabliert ist. Karsten Hank und Martina Brandt führen in das Feld der soziologischen Alter(n)sforschung ein und verdeutlichen dabei exemplarisch, welche Analysemöglichkeiten die Daten des SHARE bieten. Gegenstand des Beitrags von Sabine Kellerund Bernhard Nauck ist die Partnerschafts- und Familiensoziologie. Sie stellen das Beziehungs- und Familienpanel pairfam vor, das es seit 2008 für Deutschland erlaubt, in einer bis dahin nicht möglichen Tiefe und Kontinuität Lebens(abschnitts)partnerschaften und Familien zu untersuchen. Aus Anlass der Bundestagswahl 2009 wurde die erste Welle der deutschen nationalen Wahlstudie GLES erhoben. Ina E. Bieber und Evelyn Bytzek erläutern die wichtigen neuen Analysemöglichkeiten, die sich der Wahlforschung hierdurch bieten. Stefan Liebig und Carsten Sauer widmen sich in ihrer Abhandlung dem Forschungsgegenstand der sozialen Gerechtigkeit, der vor dem Hintergrund der zunehmenden sozialen Disparität moderner Gesellschaften in den vergangenen Jahren immer stärker an Relevanz gewonnen hat und heute wohl zu den prominentesten soziologischen Arbeitsfeldern zählt. Ulf Tranow beschäftigt sich mit dem verwandten Gegenstand der Solidarität. Sein Beitrag soll vor allem einer konzeptuellen Explikation und Klärung dienen und einen theoretischen Rahmen skizzieren, in dem weitere Studien zu diesem Kernthema der Soziologie eingebettet werden können. Mengyue Liu analysiert die Interdependenz zwischen dem chinesischen politischen System, der konfuzianischen familistischen Kultur sowie der sozialen Guanxi-Netzwerke und ihre Rolle bei dem Aufstieg und den heutigen Problemen des chinesischen Kapitalismus. Tobias Escher schließt mit einem Beitrag zur Politischen Soziologie den ersten Teil der Sammlung ab. Auf der Grundlage einer Auswertung vorliegender Studien und ihre Ergebnisse leuchtet er aus, wie die Möglichkeiten und Innovationen, die das Web2.0 für politische Partizipation bietet, aus soziologischer Sicht einzuordnen sind.

Das vorliegende Heft beginnt mit einer Reihe von Aufsätzen, die sich mit der soziologischen Untersuchung von Glaubenssystemen unterschiedlicher Ausprägung beschäftigen. Pascal Siegers thematisiert, analysiert und reflektiert das Konzept der Spiritualität, das als aktueller theoretischer und empirischer religionssoziologischer Antwortversuch auf die religiöse Transformation moderner Gesellschaften verstanden werden kann. Yasemin El-Menouar und Melanie Reddig widmen sich dem Islamischen Neofundamentalismus und prüfen exemplarisch die Thesen Olivier Roys zur sozialen Integration der Vertreter dieser Strömung in Westeuropa. Meinungsdynamiken und die Etablierung charismatischer Führer in fundamentalistischen Gruppen sind der Gegenstand des Beitrags von Michael Baurmann, Gregor Betz und Rainer Cramm. Sie stellen ein agentenbasiertes Simulationsmodell für solche Dynamiken vor und zeigen, wie mit seiner Hilfe fruchtbare Erklärungshypothesen gewonnen werden können. Computersimulationen sind auch in dem Beitrag von Dominik Morbitzer, Vincent Buskens, Stephanie Rosenkranz und Werner Raub die leitende Methode. Mit ihrer Hilfe sollen die Netzwerkstrukturen vorausgesagt werden, die unter der Bedingung einer nur begrenzten Weitsicht der beteiligten Akteure zustandekommen. Werner Raub, Vincenz Frey und Vincent Buskens entwickeln spieltheoretische Modelle, mit denen die Auswirkungen von sozialen und ökonomischen Netzwerken auf Vertrauen sowie die Emergenz solcher Netzwerke analysiert und empirisch überprüfbare Folgerungen generiert werden können. Ein völlig anderes, gleichwohl aber ebenfalls neues Forschungsfeld wird von Johannes Krause vorgestellt. Er befasst sich mit der Körpersoziologie, die sich nicht zuletzt aufgrund ihrer Querbezüge zur Geschlechter-, Alterns- und Sportsoziologie als weiteres zukunftsträchtiges Arbeitsfeld der Soziologie ausdifferenziert hat. Daran anschlussfähig ist der Beitrag von Ulrich Rosar, Markus Klein und Jörg Hagenah. Er thematisiert die diskriminierenden Effekte, die von der physischen Attraktivität eines Individuums auf den sozialen Erfolg oder Misserfolg ausgehen. Die Attraktivitätsforschung ist in unserer Sammlung das letzte Beispiel für das Potential der Soziologie, neue Forschungsgebiete zu identifizieren und gesicherte Befunde mit gesellschaftlicher Relevanz zu gewinnen – auch dann, wenn sie nicht in einen allumfassenden und homogenen soziologischen Wissenskanon integriert werden können.

Michael Baurmann, Ulrich Rosar

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Table of Contents

Title: Spiritualität - Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf ein umstrittenes Konzept
Author: Pascal Siegers
Page: 5-30

Abstract: Spirituality is a contentious concept in the social sciences. This is above all due to the increasing number of different definitions of spirituality that are used in the field. Some scholars argue that given this heterogeneity, spirituality is not an analytic concept. Scholars use the concept to denote forms of belief that are not part of conventional religiosity. Therefore, spirituality refers to transformations of religion in modern societies. This paper shows that spirituality is generally defined in relation to religion or religiosity. Thus, different concepts of spirituality can be distinguished according to the way they draw the boundaries between religiosity and spirituality. This approach reveals the most important communalities and differences of different perspectives on spirituality as a scientific concept which allows a better assessment of empirical results from research on spirituality.

Title: Olivier Roys Thesen zum islamischen Neofundamentalismus auf dem Prüfstand. Eine empirische Analyse
Author: Yasemin El-Menouar / Melanie Reddig
Page: 31-59

Abstract: This paper tests three main theses by the French political scientist Olivier Roy concerning the social integration of Islamic neofundamentalists in Europe. Firstly, Roy assumes that Islamic neofundamentalists have a strong global identity, but only a weak national identity and are therefore uprooted. Secondly, Roy expects Islamic neofundamentalists to live segregated from the majority society and avoid respective contact. Thirdly, Roy presumes that Islamic neofundamentalists feel discriminated against. We test these assumptions with data based on a survey on different patterns of Muslim religiosity. The study was conducted in 2009 among Muslims in selected cities in North-Rhine Westphalia containing an oversample of highly religious Muslims (N=228). As a first step, we measure Islamic neofundamentalism by means of agreement with the main religious tenets. As a second step, we analyze the association of Islamic neofundamentalism with uprootedness, segregation and perceived discrimination.

Title: Meinungsdynamiken in fundamentalistischen Gruppen. Erklärungshypothesen auf der Basis von Simulationsmodellen
Author: Michael Baurmann / Gregor Betz / Rainer Cramm
Page: 61-102

Abstract: If we want to understand how fundamentalist group ideologies are established, we have to comprehend the social processes which form the basis of the emergence and distribution of such beliefs. In our paper we present an innovative approach to examining these processes and explaining how they function: with the method of computer-based simulation of opinion formation we develop heuristic explanatory models which help to generate new and interesting hypotheses. The focus is thereby not on individuals and their idiosyncrasies but on the dynamic mutual adaptation of beliefs in a group. These dynamics can produce an incremental establishment of ’charismatic’ opinion leaders and an increasing radicalization and alienation. A prototype of such a simulation model has produced promising first results which are presented and discussed.

Title: How Farsightedness Affects Network Formation
Author: Dominik Morbitzer / Vincent Buskens / Stephanie Rosenkranz / Werner Raub
Page: 103-133

Abstract: We develop a theoretical model of network formation where actors are limitedly farsighted. In this way we extend current models with a new set of micro-foundations. Computer simulations are used to predict the stable network structures that are likely to emerge under the new assumptions. The co-author model by Jackson/Wolinsky (1996) is used as an example. The co-author model formulates a tension between stability and efficiency when actors are myopic. Limitedly farsighted actors can overcome this tension but only if the network is small enough. Thus, changing the micro-foundations of the network formation model leads to new implications at the macro-level in the sense that different networks are predicted to be stable than for existing micro-foundations.

Title: Strategic Network Formation, Games on Networks, and Trust
Author: Werner Raub / Vincenz Frey / Vincent Buskens
Page: 135-152

Abstract: This paper brings two major research lines in current sociology together. Research on social networks has long focused primarily on network effects but meanwhile also addresses the emergence and dynamics of networks. Research on trust in social and economic relations shows that networks have effects on trust. Using game theory, we provide a simple model that allows for an integrated and simultaneous analysis of network effects on trust and for the endogenous emergence of the network. The model also allows for characterizing the value of the network. We use standard assumptions on full strategic rationality. Testable implications of the model as well as model extensions are sketched.

Title: Schönheitssoziologie - ein Überblick
Author: Johannes Krause
Page: 153-175

Abstract: Everybody is Doing Beauty (which refers to the German word Schönheitshandeln) - women use make-up daily and men shave. The first section of this paper deals with the differentiation of the various forms of Doing Beauty. On the one hand some of these actions are part of the daily routine and carried out in a rather unconscious way. On the other hand there are a number of actions where the result is durable, intended and product of a rational process. However they have one thing in common: Doing Beauty means both portraying yourself and securing one’s identity. In the following the focus is on the motives for it: conformity and individuality - the pursuit or refusal of the prevailing beauty ideal. Several gender-specific hypotheses are derived from these theoretical implications, for example: Females are more critical of their own body and therefore, attain a higher degree of Doing Beauty. In contrast, men are more content with themselves, which is also reflected by the extent and manner of their Doing Beauty. These differences are to be found for activities in a daily routine as well as a product of a rational process. The discrepancies between the sexes are evaluated with a student sample (N=621). The quantitative analyses clearly show the different levels of involvement in these actions. In fact females are more critical of their bodies, their amount of time spend on Doing Beauty habitually is larger, their consideration of durable actions is more pronounced as well as they perform these actions more often.

Title: Physische Attraktivität und soziale Ungleichheit. Einige grundsätzliche Anmerkungen zu einem in der soziologischen Forschung kaum beachteten Prädiktor sozialer Ungleichheit
Author: Ulrich Rosar / Markus Klein / Jörg Hagenah
Page: 177-207

Abstract: The external appearance of a person is an important predictor for his or her social success. This finding has been verified by numerous - mostly social psychological oriented - empirical studies on physical attractiveness for many phases and areas of life. At the same time, sociological research on social inequality has hardly paid any attention to the social relevance of physical attractiveness. In order to begin to close this gap, the article provides insight into attractiveness research results and highlights the importance of further research into the impact of attractiveness on causing social inequality. We will first give an overview of the areas of life in which the efficacy of physical attractiveness has already been demonstrated. Then we will discuss the mechanisms through which the external appearance of a person develops its effect, until finally, we will explain how physical attractiveness can be measured.

Title: Co-deliberation, Joint Decision, and Testimony about Reasons.
Author: Karen Jones / François Schroeter
Page: 209-216

Reply to Tobias Steinig, Experts, Teachers and Their Epistemic Roles in Normative and Non-normative Domains, in: Analyse & Kritik 34, 251-274

Abstract: We defend the claim that there can be testimonial transfer of reasons against Steinig’s recent objections. In addition, we argue that the literature on testimony about moral reasons misunderstands what is at stake in the possibility of second-hand orientation towards moral reasons. A moral community faces two different but related tasks: one theoretical (working out what things are of genuine value and how to rank goods and ends) and one practical (engaging in joint action and social coordination). In between, simultaneously theoretical and practical, lies the activity of co-deliberation. Virtuous participation in co-deliberation can require limited moral deference. Refusal to recognize this, combined with excess self-trust, can derail co-deliberation.